Lange habe ich für unsere Reisen nach einer Möglichkeit gesucht, welche uns unterwegs von Bord einfach und kostengünstig über WLAN auch aus einigen hundert Meter Entfernung auf das Internet zugreifen lässt. Jetzt bin ich endlich fündig geworden.
In einer Zeit bezahlbarer Datentarife beim Mobilfunk mag manchem das Thema WLAN an Bord nicht mehr so wichtig erscheinen. Das ändert sich sofort, wenn man auf größere Datenmengen angewiesen ist. Das wiederum passiert z.B. ganz schnell, wenn man einen Film oder ein Fußballspiel sehen möchte. WLAN oder WiFi wie es im Ausland meist bezeichnet wird, macht deswegen nach wie vor auch an Bord Sinn.
Obwohl es sich langsam zu ändern scheint, ist, was öffentlich zugängliche WLAN-Knoten angeht, Deutschland nach wie vor ein Entwicklungsland. In Griechenland, wo wir mit unserer MERGER seit einigen Jahren sind, ist das völlig anders. In jedem Restaurant darf man sich als Gast kostenlos in das hauseigene WiFi einwählen. Das gehört ebenso selbstverständlich zum Service wie die Benutzung der Toilette. Meist weisen „Free WiFi“-Schilder darauf hin und der Zugangscode steht in der Speisekarte, wenn nicht bekommt man ihn von der Bedienung bei der Bestellung.
An Bord zurückgekehrt vermisst man den komfortablen Internetzugang schnell. Bei vielen Seglern fehlt es deshalb nicht an Versuchen, das so gut funktionierende Netz aus der nur 100 m entfernten Hafenkneipe zu connecten. Mit einem Laptop und erst recht dem Handy funktioniert das regelmäßig nicht. Schlagartig besser wird es, wenn man eine externe Antenne verwendet. Auch ich habe in Vergangenheit so gearbeitet. Besonders wenn man etwas weiter draußen in einer Bucht vor Anker liegt reicht aber auch das nicht mehr. In solchen Fällen müsste man die Antenne höher aufhängen, was zumindest bei mir regelmäßig an zu kurzen Kabeln scheiterte.
GL-AR300M |
Weil sich der WLAN-Adapter von ALFA bei mir so gut bewährt hatte, habe ich schon vor einigen Jahren versucht, mir auf Basis des ALFA R36 WLAN-Extenders einen Repeater aufzubauen. Damit bin ich allerdings nie richtig glücklich geworden. Auch nachdem es mir gelang den Router zum Arbeiten zu bewegen zickte dieser immer wieder und der instabile Aufbau von Router, WLAN-Adapter und langem Kabel zur Stromversorgung tat ein Übriges. Das System wurde so gut wie nicht benutzt.
Ein Tipp ein aus der Freifunk-Szene mir mal die Reiserouter von GL.iNet anzusehen, war dann Veranlassung mich mal wieder mit dem Thema zu beschäftigen. Mir war schnell klar, dass ich dort die Lösung für mein Problem finden würde.
Obwohl es für meine Zwecke ein AR-150 getan hätte, entschied ich mich für einen Mini Router GL-AR300M mit externer Antenne. Das modernere Konzept garantiert größtmögliche Flexibilität und maximale Reichweite. Außerdem begeisterte mich, dass die Stromzuführung über eine bei Handys übliche µUSB-Buchse erfolgte, was eine Versorgung nicht nur über Netzteile sondern auch aus einer Powerbank versprach. Damit wäre ich auch das leidige Thema Stromversorgung los, was eine Aufstellung an einer funktechnisch günstigen Stelle oft erst möglich macht.
Das kleine nur 58mm*58mm*25mm große Kästchen lässt keine Wünsche an einen Router offen. In meiner Anwendung als WLAN-Repeater nutze ich nur einen Bruchteil der Funktionen. Das Betriebssystem basierend auf Open WRT ist veröffentlicht und könnte damit bei Bedarf sogar erweitert bzw. verändert werden.
Diese Grafik aus der Konfigurieroberfläche gibt einen guten Überblick über die vielfältigen Funktionen des GL-AR300M von denen ich für die Funktion eines WLAN-Repeaters nur eine kleine Untermenge nutze. Der Router erzeugt ein WLAN-Netz (hier „WiFi_at_home“) in das sich die Benutzer an Bord einloggen. Der Router selbst ist wieder mit einem anderen Netz (hier ein öffentlich zugänglicher Knoten der Telekom) verbunden. Dieses Netz sieht als Nutzer nur den GL-AR300M, die eigentlichen Nutzer sind dahinter verborgen und werden durch die Firewall des Routers wirkungsvoll geschützt. |
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Um einen Eindruck von der Programmieroberfläche zu bekommen, beschreibe ich im Folgenden kurz die wichtigsten Einstellungen. (Dabei beziehe ich mich auf die derzeit aktuelle FW 3.019 mit deutscher Bedienoberfläche.) Schon mit dieser Grundeinstellung wird das Gerät erfolgreich arbeiten. Darüber hinaus lassen sich eine Unzahl weiterer Parameter ändern. M.E. ist es aber bei der Komplexität des Themas keine gute Idee Eingriffe vorzunehmen, ohne genau zu wissen was man tut.
Inbetriebnahme
Im Gegensatz zum ALFA R36 ist die Erstinbetriebnahme des GL-AR300M äußerst simpel und in 5 Minuten erledigt. Etwa 40 Sekunden nachdem man das Gerät mit Strom versorgt hat, findet man ein WLAN mit der Bezeichnung GL-AR300M-xxx. Dort loggt man sich unter Verwendung des Passwortes „goodlife“ ein. Danach ruft man im Browser die Adresse 192.168.8.1 auf und landet auf der Begrüßungsseite des Routers. Nach Wahl der Sprache, Festlegung des zukünftigen Passwortes und Einstellung der Zeitzone erscheint die zentrale Programmierseite.
Zentrale Seite im Konfigurationsmenue |
Dort klickt man auf der linken Seite Kabellos an und kann auf der folgenden Seite die Parameter für das eigene WLAN-Netz festlegen. Im Grunde muss man nur dem Netz einen eigenen Namen (in meinem Beispiel WiFi_at_home) verpassen und ein Passwort dazu festlegen. Alles andere kann so bleiben. Mit einem Klick auf modifizieren hinterlegt man die neuen Daten und loggt sich oben rechts aus. Das war in Sachen Erstinbetriebnahme schon alles. Ab sofort loggt man sich nur noch das gerade festgelegte persönliche WLAN-Netz ein.
Konfigurierung des vom Router erzeugten WLAN-Netz. Ein zusätzlich mögliches zweites Netz z.B. für Gäste wird von mir nicht genutzt. |
Verbinden mit einem externen WLAN
Das Verbinden mit einem externen WLAN um den Internetzugang zu bekommen ist ebenso simpel. Man ruft unter Verwendung des ganz am Anfang festgelegten Hauptpasswortes wieder 192.168.8.1 auf. Diesmal landet man gleich auf der zentralen Seite. Oben links wählt man Internet.
Auf der folgenden Seite lässt man sich mit SCAN die vorhandenen Netze anzeigen, wählt eines aus, gibt das Passwort an und loggt sich mit einem Klick auf „beitreten“ ein. Sobald man verbunden ist, kann man im Internet surfen. So lange man das externe Netz nicht wechselt, muss man diesen Vorgang nicht wiederholen. Der Router merkt sich die Adresse, und loggt sich automatisch ein sobald er wieder mit Strom versorgt wird. Weitere Nutzer an Bord haben mit dieser ganzen Prozedur nichts zu tun, sie loggen sich lediglich in das WLAN des Routers ein, was, nachdem man das einmalig gemacht hat, in der Regel automatisch erfolgt. Somit sind der Laptop und alle Handys und Tablets an Bord ohne weiteres Zutun mit kostengünstigem Internet versorgt.
Die Auswahl des externen Netzes mit dem Internetzugang ist selbsterklärend. |
Aufbau in der Foodbox
Mein mechanischer Aufbau ist extrem simpel. Router und eine 10Ah Powerbank sind mit Kabelbindern auf einer für eine 1,2 l-Box aus der Serie Clip&Close von Emsa passend zurecht gesägten PE-Platte (Frühstücksbrettchen aus dem 1€-Shop) befestigt. Ein- und ausgeschaltet wird bei geöffneter Box durch Stecken des USB-Kabels. Wahlweise kann dann auch die Powerbank, mit der ich Betriebszeiten zwischen 40 und 50h erreiche, wieder geladen werden. Geschlossen ist die Dose absolut dicht.
Auf dem Bild benutze ich etwas längere (und damit |
Im Betrieb stelle ich die Dose meistens nur auf den Cockpittisch. Damit kann ich eigentlich immer das WiFi einer der Hafenkneipen erreichen. In seltenen Fällen, wenn wir z.B. weit draußen in einer Bucht vor Anker liegen, packe ich die Box in einen Baumwollbeutel den ich am Spinnakerfall in ca. 5 m Höhe ziehe. Bei freier Sicht zur Gegenstation sind damit auch Entfernungen von einem Kilometer kein ernsthaftes Problem. Diese Position immer also auch bei kurzen Distanzen zu nutzen, wäre dagegen kontraproduktiv. Mit der Zahl der empfangenen Netze steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gegenseitig stören, was ja nicht Sinn der Sache ist.