kk LaptopProfis und erfahrene Funkamateure haben Störungen dieser Art meist schnell im Griff. Laien können sie zur Verzweiflung bringen. Für diesen Leserkreis gibt es hier ein paar Tipps.

Im Grunde ist das kein spezielles Thema für uns auf unseren Booten. Das Problem ist eigentlich überall, wo Computer und Funkgeräte in unmittelbarer Nähe zueinander betrieben werden oder gar über Leitungen verbunden sind. Oft gibt es in solchen Fällen eine Steuerleitung vom PC zum Funkgerät. Nicht so offensichtlich, in diesem Sinn aber auch eine Verbindung, ist eine Leitung zur gemeinsamen Stromversorgung, wie sie in Form der Bordbatterie häufig anzutreffen ist.

Erfahrene Funkamateure kennen das Problem und haben es meistens schnell im Griff. Laien kann es zur Verzweiflung bringen. Für diesen Leserkreis sind die folgenden Erläuterungen gedacht.

Grundsätzlich gilt:

  • Zum Stören gehören immer Zwei, einer der stört und einer der sich stören lässt! Vielen Nutzern ist dies nicht bewusst und die Schuld wird oft einseitig beim Verursacher gesucht.
  • Wesentlich öfter als über Einstrahlungen werden Störungen durch Leitungen übertragen. Eine Abschirmung bringt in solchen Fällen nichts.
  • Natürlich kann man die Ursache von Funkstörungen messtechnisch nachweisen. Das ist einerseits aufwändig und setzt andererseits erhebliches Fachwissen voraus. Erfahrungsgemäß kommt man in der Praxis schneller zum Ziel, wenn man ein paar preiswerte Bauteile auf Vorrat in der Bastelkiste hat, und einfach mal probiert. Etwas Wissen über die grundlegenden Zusammenhänge ist dabei äußerst hilfreich.

Funkgerät stört Computer

Computer sind heute überall. Nicht nur PCs sondern auch Plotter und viele andere Geräte an Bord haben einen eingebauten Computer. Demzufolge ist dieser Fall sehr häufig. In leichten Fällen sieht man beim Senden Streifen im Display, in schweren stürzt der PC auch total ab. Oft „spinnt“ er einfach, und das laufende Programm reagiert nicht so, wie man das gewohnt ist.

Ursache solcher Probleme sind Einkopplungen von der beim Senden generierten HF in den PC. Entgegen immer wieder gehörter Behauptungen, kann der Sender dafür nichts. Es ist dessen ureigenste Aufgabe HF zu erzeugen und wenn es das Gerät ordnungsgemäß macht, ist daran auch nichts zu beanstanden. In fast allen Fällen liegt es an mangelnder Störfestigkeit des Computers. Das ist leicht nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, dass Computer Massenware sind bei denen mit dem Cent gerechnet wird. Wenn man darüber hinaus überlegt, wie viele davon zusammen mit einem Sender betrieben werden, ist leicht zu verstehen, dass PC-Hersteller in Sachen Störfestigkeit nicht mehr als das gesetzlich geforderte Minimum erfüllen. Ein wirkliches Problem entsteht dadurch in den allermeisten Fällen nicht, da es leicht abzustellen ist.

Die Lösung sind Ferritringe aus speziellen Legierungen durch die man die Leitung führt. Die HF wird dadurch sicher abgeblockt, während die normalen Signale nicht beeinträchtig werden. Wie der Ring genau dimensioniert werden muss, hängt vom jeweiligen Störfall, das heißt von der Frequenz und dem Grad der Störung, ab.

Ferritringe gibt es schon für wenig Geld in vielen Ausführungen. Für nachträgliche Montagen eignen sich besonders Klappferrite (Ebay ab ca. 1€), die man auch auf bereits fertige Leitungen aufbringen kann und sich auch leicht wieder entfernen lassen, wenn sie nicht erwarteten Erfolg bringen sollten.

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Klappferrit und Ringkern (hier FT140-43)

 Klappferrit mit einer und zwei Windungen

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 Wickelschema für den Ringkern  USB-Leitung mit Ringkern zur Entstörung

Als Faustregel kann gelten, dass ein üblicher Klappferrit von etwa 30 mm Länge ein Störsignal um etwa 5 dB (Was ist ein dB?) im KW-Bereich und 8 dB bei UKW dämpft. Wenn das Loch groß genug ist kann man die Leitung auch mehrfach durchführen. Damit wird die Wirkung entsprechend vervielfacht. Zumindest bei KW ist das annähernd richtig, im UKW dagegen weniger, da sich dort die Kapazität der Windungen untereinander schon deutlich bemerkbar macht. Auch wenn evt. die volle Wirkung nicht erreicht wird, schadet es nie so viele Windungen wie möglich aufzubringen. Und wenn das immer noch nicht reicht, nimmt man halt einen zweiten oder gar dritten. In ganz hartnäckigen Fällen ziehe ich meine Geheimwaffe einen FT140-43 (ca. 3€ z.B. hier) aus der Tasche. Das sieht nicht besonders schön aus, ist aber äußerst wirkungsvoll. Neun Windungen dämpfen das Störsignal im KW-Bereich um 30 dB (Faktor 1000!) und selbst der USB-Stecker geht ebenfalls noch durch. Das verwendete Wickelschema sieht nur auf den ersten Blick kompliziert aus. Es hat lediglich den Sinn Ein- und Ausgang auf gegenüberliegende Seiten zu bringen. Der Wickelsinn ändert sich nicht.

Bleibt nur noch die Frage zu klären, wo der Ferritring angebracht werden muss. Da wir davon ausgehen, dass die Störung über die Leitung kommt und nicht eingestrahlt wird, ist das völlig egal. Wichtig ist lediglich, dass das komplette Kabel und im Falle einer Stromversorgung Plus- und Minusleiter durchgezogen werden.

Computer stört Funkgerät

Der erste Eindruck stimmt positiv. Das Funkgerät empfängt sogar schwache Signale klar und deutlich. Schaltet man jetzt den Computer ein, ändert sich das schlagartig. Das Hintergrundrauschen nimmt drastisch zu, es gibt Pfeifstellen wo vorher keine waren, nur noch sehr starke Sender lassen sich verständlich empfangen und erst nach Abschalten des Computers ist alles wieder wunderbar. Das ist ein typischer Fall von Computer stört Funkgerät. Die naheliegende Problemlösung den Computer einfach abzuschalten während man funkt, geht leider nicht, denn man möchte das Funkgerät ja gerade damit steuern. Was kann man in einem solchen Fall machen?

Bei der Ursachenforschung stößt man schnell auf unüberwindbar scheinende Grenzen. Die Kabelverbindung zwischen den Geräten kann es diesmal nicht sein. Die haben wir beim umgekehrten Fall (s. o.) schon abgeblockt und was beim Senden wirkt, wirkt beim Empfang auch. Den PC abzuschirmen geht auch nicht. Dazu müsste man ihn komplett in Metallfolie einwickeln, was Unbenutzbarkeit zur Folge hätte. Auch das Funkgerät zu ändern ist keine Option, es wurde ja dafür gebaut auch schwache Signale zu empfangen. Aber warum empfängt das Gerät überhaupt die Störstrahlung des Computers?

Diese Überlegung führt zur Erkenntnis: Installationsfehler, also Pfusch am Bau! Das Störungsfeld des Computers reicht ja nur ein paar Meter weit, die Antenne muss sich also nur außerhalb dieses Bereiches befinden und schon kann sie die Störsignale des Computers nicht mehr empfangen und alles ist in bester Ordnung. Dazu gibt es eine einfache Regel. Die Antenne muss immer(!) außerhalb sein, also keine Indoorantenne und erst recht keine provisorische aus ein paar Metern Draht.

Mit dem isolierten Achterstag oder einer Peitsche am Heck ist man damit im grünen Bereich. Bestehen die Störungen weiterhin sollte man bedenken, dass jede Leitung ohne richtigen Abschlusswiderstand als Antenne wirkt. Das gilt auch für das Koaxkabel zwischen Funkgerät und Antenne. Richtig mit Wellenwiderstand abgeschlossen ist dort ein SWR von 1, andernfalls ist die Antenne nicht sauber angepasst und das Kabel wirkt selbst als Antenne. Der Tuner gehört deswegen immer an den Fußpunkt der Antenne und niemals in die Nähe des Funkgerätes. Sollten die Störungen auch dann noch nicht weg sein, spricht das für Mantelwellen auf der Koaxleitung.

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Mantelwellensperre als Gerät
 Mantelwellensperre direkt auf dem Koaxkabel

Sichere Abhilfe schafft eine Mantelwellensperre direkt vor dem Anpassgerät. Als Notlösung im einfachsten Fall können schon ein paar Meter überzähliges Koaxkabel zu einem Ring mit 10-15 cm Durchmesser aufgewickelt eine Verbesserung bringen. Noch wirkungsvoller sind oben genannte Klappferrite, von denen man auch mehrere einsetzen kann. Ganz sicher hilft auch hier wieder ein FT140-43 auf dem man leicht eine Sperre aus 9 Windungen nach dem gleichen Wickelschema wie oben fabrizieren kann. Ganz nach persönlichem Gusto kann man ein eigenes „Gerät“ bauen oder gleich das vorhandene Koaxkabel nehmen. Damit ist man in weniger als 3 Minuten fertig. Die Wirkung ist in beiden Fällen die gleiche. Ich kenne keinen Fall, in dem nicht spätestens diese Maßnahme geholfen hätte.