Strom verbrauchen und einsparen

Zu Hause kommt Strom aus der Steckdose und ist unbegrenzt verfügbar. Wenn überhaupt denkt man über Einsparungen nur vorübergehend unter dem Eindruck der jährlichen Abrechnung etwas nach. Auf dem Boot ist das anders. Spätestens wenn man die Marina verlassen hat, muss man den Stromverbrauch entweder in Form von Batterieladung mitnehmen oder unterwegs selbst erzeugen. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten über die man aber alle erst sinnvoll nachdenken kann, wenn man den eigenen Bedarf kennt.

Strombedarf ist sehr relativ. Ganz spartanisch eingestellte Segler meinen mit einer Taschenlampe gut ausgerüstet zu sein, während andere sich ihre Yacht nicht ohne eine Klimaanlage vorstellen können. Die Bedürfnisse der meisten Fahrtensegler liegen irgendwo dazwischen. Trotzdem sind sie von Boot zu Boot verschieden und stark von der aktuellen Situation abhängig. Wie auch immer, bevor man sich über die Bordstromversorgung Gedanken macht, sollte man versuchen den eigenen individuellen Bedarf zu ermitteln.

Überlegungen

Eine Methode sich der Sache zu nähern, ist mit Excel oder einem ähnlichen Programm eine Übersichtstabelle zu erstellen. Ein Blatt Papier und ein Taschenrechner tut es aber auch. Man beginnt damit in einer Spalte zunächst alle Verbraucher aufzulisten. In die nächste Spalte wird der Betriebsstrom eingetragen. Den zu ermitteln ist oft nicht so einfach wie es auf den ersten Blick aussieht. Oft findet man in Katalogen nicht wie erwartet Angaben in Ampere (A) sondern in Watt (W). Dann muss man diesen Wert durch die Bordspannung teilen. Aus einer Dreifarbenlaterne mit 25 W werden dann bei einem 12 V-Bordnetz 2,1 A.

Manchmal wird es auch noch komplizierter. Manche Hersteller meinen den Verbrauch ihrer Geräte schönen zu müssen und geben den Durchschnittsverbrauch über 24 h an. Dann muss man eben umrechnen. Als nächsten Schritt versucht man die Einschaltdauer der Geräte abzuschätzen und spätestens dann wird klar, dass das doch sehr von der Situation abhängt. Bspw. wird man unterwegs kein Ankerlicht und vor Anker keine Dreifarbenlaterne brauchen. Letztlich wird diese Methode immer ziemlich ungenau bleiben, hilft aber doch das persönliche oft sehr subjektive Gefühl mit etwas Systematik zu untermauern.

Amperemeter

Ein erster Schritt, obige Abschätzungen etwas zu präzisieren, wäre die Erfassung des Stromes mit einem Amperemeter. Das ist leichter gesagt als getan. Ströme von mehren A lassen sich leicht mit einem Zangenamperemeter messen.  Für kleine Ströme ist ein solches Instrument nicht geeignet. Ein normales Multimeter kann das, setzt aber vorher ein Auftrennen des Stromkreises voraus. Ein brauchbarer Kompromiss ist auch ein Amperemeter samt dazugehörigem Shunt fest einzubauen. Durch Ein- bzw. Dazuschalten einzelner Verbraucher lässt sich damit auch deren Strom ermitteln und als nicht unwichtiger Nebeneffekt auch der Ladestrom der Lichtmaschine, des Windgenerators etc. Da die Einschaltzeit der Geräte immer noch abgeschätzt werden muss, bleibt auch diese Methode recht ungenau.

Batteriecontroller

Wenn man schon den erheblichen Einbauaufwand auf sich nimmt, kann man es bei unwesentlich höheren Kosten auch gleich richtig machen und einen Batteriecontroller einbauen. Damit lassen sich die aus der Batterie entnommenen Ah genau erfassen und man entwickelt sehr schnell ein Gefühl für den durchschnittlichen Tagesbedarf. Ein Amperemeter gibt es als Zugabe, so dass auch die Stromfresser schnell ermittelt sind. Ein solches  sehr vielseitiges Instrument sollte m.E. auf einen Fahrtensegler Standard sein.

Strom sparen

Eine Übersichtstabelle wie oben macht es leicht geeignete Geräte für einen Sparansatz herauszufinden. Von methodischen Vorgehensweisen wie ABC-Analyse oder Pareto wissen wir, dass wo viel verbraucht wird auch viel einzusparen ist.  Die Ankerwinde hat zwar eine hohe Leistung aber nur eine relativ kurze Einschaltdauer und ist deshalb als Sparobjekt eher uninteressant.

Regelmäßig größter Verbraucher ist erfahrungsgemäß die Kühlbox. Deren Verbrauch kommen wir durch das Amperemeter auf die Spur. So fällt z.B. auf, dass der Stromverbrauch des Kompressors in den ersten Minuten nach dem Einschalten um einige Ampere höher ist als im Dauerbetrieb. Mit einem Kältespeicher und/oder durch so simple Maßnahmen wie sie stets mit Kühlgut hoher Wärmekapazität (Getränke, etc.) voll gepackt zu haben, lässt sich merkbar Strom sparen. Dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass dadurch der Kompressor nicht nur länger sondern auch viel seltener anläuft. Wichtig ist auch, den Kompressor durch Fremdbelüftung gut zu kühlen, damit er nicht im eigenen Saft schmort. Eine gute Isolierung der Box ist das A und O. Oft kann man die standardmäßig vorhandene durch einfache Maßnahmen wie Einspritzen von Bauschaum in Hohlräume merklich erhöhen. Ein Grad höhere Temperatur spart auch deutlich und wenn man bei Verfügbarkeit von externem Strom (Landanschluss, Lichtmaschine) die Temperatur 5° tiefer einstellt, kann man für spätere Zeit vorsorgen.

Zwangsbelüftung des Kompressors
Verdampfer mit Kältespeicher

 

Mit den nächstgrößeren Verbrauchern ist es schon wieder nicht mehr so leicht. Mit der Umrüstung von Glühbirnen auf LED kann man etwa 80 % Strom sparen. Wenn man aber nicht häufig nachts unterwegs ist, lohnt dar Umbau der Dreifarbenlaterne nicht und das Umrüsten der Ankerlaterne auch nur dann, wenn man häufiger ankert. Sinn macht auch die häufig benutzten Lampen der Kabinenbeleuchtung auf Diodenbeleuchtung umzustellen. Dabei ist zu beachten, dass LED-Licht gewöhnungsbedürftig und besonders bei Leselampen nicht jedermanns Sache ist.

Aus Sicherheitsgründen muss das UKW-Funkgerät ständig mitlaufen. Da gibt es nichts zu diskutieren. Der Plotter macht dagegen nur in Landnähe wirklich Sinn. Weit draußen warnt uns der aktive Radarreflektor zuverlässig vor den "dicken Pötten". Die fahren alle unter Radar und werden schon in 20 sm Entfernung erfasst. Der Radarreflektor sendet nicht nur ein starkes Echo sondern gibt auch ein akustischen Signal ab. Für mich das Zeichen  AIS und eigenes Radar einzuschalten um die Lage zu peilen. Es bleibt genügend Zeit um auszuweichen.