PACTOR - Controller

Allen PACTOR-Controllern ist gemeinsam, dass sie ausschließlich von der deutschen Firma SCS hergestellt werden. Diese bietet verschiedene Varianten an. Welchen soll ich nehmen und wie schließe ich ihn richtig an? So oder so ähnlich werde ich immer wieder gefragt. Das hängt vom individuellen Bedarf ab muss ich dann oft sagen und damit ist der Fragesteller meistens genau so schlau wie vorher. 

Beim KW-Funk und damit auch bei PACTOR sind die Innovationszyklen bei weitem nicht so kurz, wie man das vom Mobilfunk oder dem PC-Markt gewohnt ist.  Von daher darf es ruhig auch etwas Gebrauchtes sein. In einschlägigen Foren findet man immer wieder entsprechende Angebote. Dies vor allem dann, wenn man nicht nur in Segler- sondern auch in Amateurfunkforen sucht. Meistens ist dort das Preisniveau sogar geringer.

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Auswahlkriterien
Die Controller unterscheiden sich im Wesentlichen durch das Übertragungsverfahren und die Schnittstellen zum Transceiver bzw. zum PC. Für mich wäre PACTOR 3 ein absolutes Muss. Die meisten Geräte beherrschen das, wenn nicht kann man es nachrüsten. Die Freischaltung geschieht ganz einfach durch Eingabe eines Codes den man bei SCS kaufen kann. Bei ganz alten Geräten (vor 2000) geht dies evt. nicht. Dann sollte man unter Angabe der Seriennummer sicherheitshalber bei SCS nachfragen. Als drahtgebundene Schnittstelle zum PC kommt nur USB oder die alte serielle COM infrage, die auch kein Problem darstellt, wenn der PC nur noch USB-Anschlüsse hat.  Ohne Kabel ist Bluetooth eine Alternative. Zu beachten ist auch, dass nicht alle Controller den TRX in allen Funktionen fernsteuern können. Bei den einfachen Modellen muss man dann z.B. die Frequenz am Transceiver manuell einstellen.

Man kann die Handbücher zu allen Modellen von der SCS-Webseite herunterladen. Diese beschreiben alle Funktionen bis ins Detail, was auf den durchschnittlichen User oft verwirrend wirkt. Man braucht dies alles eher selten, da die richtigen Einstellungen normalerweise durch die verwendeten Programme wie z.B. Aimail automatisch vorgenommen werden.

PTC-IIex
PTC-IIusb

Das preisgünstigte Modell PTC-IIex wird oft auf Yachten eingesetzt. Es ist ohne Einschränkungen PACTOR 3 fähig, ermöglicht allerdings keine vollständige Fernsteuerung des Transceivers. Das muss kein Nachteil sein. In der Praxis wechselt man die Frequenzen nicht ständig und wenn man die wichtigsten auf Speicherstellen im TRX legt, sind sie ebenfalls schnell und fehlerfrei eingestellt. Als Schnittstelle zum PC setzt der "ex" auf die altbewährte COM. Wie man die an eine USB anschließt werde ich weiter unten erklären.

Wer sich nicht ganz sicher ist den TRX richtig bedienen zu können, entscheidet sich besser für den PTC-IIusb oder dessen Vorgänger PTC-IIpro mit einer COM-Schnittstelle. Sie ermöglichen die nahezu vollständige Fernsteuerung des Transceivers, wenn dieser dafür geeignet ist. Das ist zumindest bei den gängigen Modellen von ICOM, YAESU und KENWOOD der Fall. Natürlich kann man auch den neueren PTC-IIIusb oder die PACTOR 4 tauglichen Modelle verwenden.

Mein persönlicher Favorit ist der PTCTRX. Das ist ein Controller auf einer Platine ohne Gehäuse, die man direkt in den Transceiver einbauen kann. Die Kommunikation mit dem PC erfolgt über Bluetooth. Wer sich an die Aufgabe macht seinen TRX in dieser Weise zu modifizieren, sollte schon recht genau wissen was er tut. In dieser als Einführung in das Thema PACTOR gedachten Beitragsreihe, gehe ich deshalb nicht näher darauf ein.

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Anschluss des Controllers an den PC

Mit einem solchen seriell/USB-Adapter-

kabel kann man auch alte Controller

an moderne PCs anschließen.

 

Moderne PCs haben oft keine seriellen Schnittstellen mehr. Einen PACTOR-Controller mit einer solchen Schnittstelle kann man trotzdem mit einem seriell/USB-Adapter, die es im Computerhandel für wenige Euros gibt, problemlos anschließen. Die, die gleich in ein Kabel integriert sind, eignen sich m.E. besonders gut. Schließt man einen solchen Adapter (siehe Installationshinweise unten *) an einen PC an, generiert er automatisch eine virtuelle COM-Schnittstelle, die man anschließend bei der Konfiguration von Airmail angeben muss. Leider ist es so, dass die COM sich mit dem USB-Anschluss ändert. Will man nicht ständig umstellen, steckt man das Adapterkabel deshalb immer in den selben USB-Anschluss. Für die meisten USB-Nutzer ist dies ungewohnt, da sie üblicherweise eine beliebige Buchse benutzen können ohne sich tiefere Gedanken machen zu müssen. Wem dieses Verhalten etwas antiquiert erscheint,  mag sich damit trösten, dass es beim PTC-IIusb und auch bei den PTCs der P4 Generation (laut Handbuch), also den Controllern mit eingebauter USB- Schnittstelle, auch nicht anders ist.

Ein Ferritkern vehindert sicher Stör-

ungen des PCs durch beim Senden.

Bei allen modernen Laptops wird mit dem Cent gerechnet und gespart wo es nur geht. Auch in Sachen EMV werden selten mehr als die minimalen gesetzlichen Vorschriften erfüllt. Nach meiner Erfahrung haben deshalb alle Laptops, egal ob man die serielle oder eine USB-Verbindung zum PC wählt, Probleme mit Funkstörungen, wenn das System auf Sendung geht. Häufig macht sich dies durch "Spinnen" der Maus bemerkbar. Sicher vermeiden kann man das, indem man auf das Verbindungskabel zwischen PACTOR-Controller und PC einen für Kurzwelle tauglichen Ferritkern aufbringt. Ich verwende  meistens Würth 7427133 Klappferrite, weil ich die in der Bastelkiste habe. Andere wie Amidon (rot) oder Conrad 502137 - 62 gehen aber auch. Wenn es nicht reicht, muss man halt versuchen eine zusätzliche Windung durchzuquetschen oder einen weiteren Kern dazunehmen. Nach Berichten eines anderen Seglers (Danke an Dietmar DL4HAO) soll man die Störungen auch durch eine möglichst kurze Masseverbindung zwischen Controller und TRX beseitigen können. Ich selbst habe damit keine Erfahrungen, ist aber möglicherweise einen Versuch wert, wenn man keinen Ferrit zur Hand hat.

Oft geben auch die für die Stromversorgung des Laptops genutzten KFZ-Adapter hochfrequente Störungen an das Bordnetz ab. Von dort verbreiten sie sich und gelangen über die Stromversorgung und/oder die Antenne in den Empfänger. Ob und wie stark das der Fall ist, kann man leicht prüfen in dem man den PC vom Bordnetz trennt. Hört man gleichzeitig auf einer freien Frequenz nimmt dort das Rauschen dann  deutlich ab. Auch diese Störungen kann man durch die genannten Ferrite auf der Leitung vom Adapter zum Bordnetz zumindest stark reduzieren. Gelingt das nicht ganz, sollte man bei in der Praxis eher seltenen schwachen Empfangssignalen die Stromversorgung des PCs vom Bordnetz trennen und während der Funkverbindung mit dessen interner Batterie arbeiten, da ohne diese Störungen die Datenübertragung wesentlich schneller geht. 

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Anschluss des Transceivers an den Controller
Für einige weit verbreitete Transceiver kann man fertig konfektionierte Verbindungskabel zwischen Controller und TRX z.B. hier kaufen. Man kann dieses Kabel aber genauso gut selber bauen, in vielen Fällen muss man das sogar. Das ist kein Hexenwerk, wie ich im Folgenden am Beispiel meines Yaesu FT-890 zeigen werde.

Selbstgebautes Verbindungskabel

zwischen Controller und TRX. In dem

Kästchen wird der "Kabelsalat" für

die Aufsplittung und der zusätzliche

Widerstand versteckt.

Im Grunde ist es ganz einfach. Es werden drei Signale benötigt. NF vom bzw. zum TRX und PTT um von Empfang auf Senden unzuschalten. Zusätzlich braucht man natürlich noch einen Bezugspegel GND. Ein Anschlusskabel mit offenen Enden, auf dem diese Signale zur Verfügung stehen, wird beim Controller mitgeliefert. Beim TRX findet man die korrespondierenden Anschlüsse auf der Mikrofonbuchse bzw. am Lautsprecher- oder Kopfhörerausgang. Bei vielen Geräten findet man oft auf der Geräterückseite besser geeignete Anschlüsse, die die gleichen Funktionen aber von Lautstärkereglern unabhängige Pegel haben. Beim FT-890 heißen sie "Data in/out" und "PTT". Für "Data in" findet man im Handbuch noch die Zusatzinformation, dass 30 mV bei 600 Ω Impedanz den Sender voll aussteuern. Dies ist der Grund, warum ich in die Leitung einen 47 kΩ Widerstand eingefügt habe. Zusammen mit der Eingangsimpedanz  des TRX ergibt sich damit ein Spannungsteiler von etwa 1/20, der es ermöglicht den Einstellbereich des Controllers wesentlich besser auszunutzen.

 Beschaltung des Verbindungskabels zwischen PTC-IIex und Yaesu FT-890

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In diesem Zusammenhang sei noch auf eine "Macke" mancher Transceiver aufmerksam gemacht. Nicht alle schalten das Mikrofon ab, wenn über den Dateneingang Signale kommen. In solchen Fällen sollte man das Mikrofon während des PACTOR-Betriebes abziehen.

 

Weiter mit:

PACTOR - Airmail

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* Installation eines virtuellen COM-Ports mit einem seriell/USB-Adapter:
Mit dem Adapter wird ein Treiber geliefert, der zunächst installiert werden muss. Erst danach wird der Adapter angeschlossen.
Die Ermittlung des generierten COM-Ports unterscheidet sich je nach Betriebssystem geringfügig:
Windows XP: Start > Systemsteuerung > Drucker und andere Hardware > System (links oben) > Hardware > Gerätemanager > (Anschlüsse (COM und LPT)
Windows 7: Start > Systemsteuerung > Hardware und Sound > Gerätemanager

Aus der Liste wählt man den COM-Port, der nach Anschluss des Adapters hinzugefügt wird.

Zusatzinformation (Juli 2014)
In den letzten Monaten häufen sich bei mir Berichte von Segelkameraden, die Probleme haben einen USB-Seriell-Adapter an Ihrem Computer zu installieren. Schuld daran ist der oft verbaute Chip PL 2303 von Prolific. Diesen Chip gibt es in mehreren Varianten und nicht jede verträgt sich mit jedem Betriebssystem. Weitere Informationen gibt es hier.
Wer keine Lust auf zeitraubende Experimente hat, dem rate ich zu einem Adapter mit FTDI-Chip (Google: usb seriell FTDI). Diese mögen etwas teuer sein, sind erfahrungsgemäß aber völlig unproblematisch bei der Installation.